Herbert Stahl

Quelle: Wikipedia

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Herbert Stahl – Volkskundler des Bergischen Landes
Ein Leben für Alltagskultur, Bergbaugeschichte und das kollektive Gedächtnis einer Region
Herbert Stahl, geboren am 23. November 1936 in Bensberg, zählt zu den prägenden Stimmen der rheinischen Volkskunde. Als Heimatforscher, Sammler und Autor hat er die Alltagskultur des Bergischen Landes über Jahrzehnte dokumentiert und bewahrt. Seine musikkulturellen und regionalhistorischen Interessen verbinden sich zu einem Panorama der Lebenswelten zwischen Sülz und Dhünn – vom Klang der Werkstätten bis zu Bräuchen, Dialekten und Erzähltraditionen. In seiner Musikkarriere im weiteren Sinne – nämlich als Vermittler kultureller Klangräume des Alltags – zeigte er eine ebenso präzise Beobachtung wie empathische Bühnenpräsenz bei Vorträgen und Lesungen. Seine künstlerische Entwicklung im Feld der Volkskunde führte zu einer einzigartigen Sammlung und einer umfangreichen Diskographie im Sinne einer Publikations- und Dokumentationsarbeit, die die Region bis heute prägt.
Frühe Jahre: Verwurzelung im Bergischen Land
Stahl wuchs als Sohn einer Bergmannsfamilie in unmittelbarer Nähe der Grube Weiß auf. Diese biografische Konstellation sensibilisierte ihn früh für die harte Arbeit, die klangliche Umwelt und die sozialen Rhythmen des Erzbergbaus. Die Geräusche von Förderrädern, Schmiede- und Handwerksbetrieben, das Taktmaß der Schichten, die Geselligkeit nach getaner Arbeit – all dies floss in sein Verständnis von Alltagskultur ein. Die Nähe zu lokalen Erzgruben und Handwerkskulturen schärfte sein Sensorium für die „kleinen Formen“ der Kultur: Objekte des täglichen Gebrauchs, Liedgut, Erzählungen und Rituale.
Beruflich zunächst außerhalb der Wissenschaft tätig, behielt Stahl seine volkskundliche Neugier als stetige Triebfeder. Diese frühe Verwurzelung im Bergischen Land – mit seinen Dörfern, Stadtteilen und Industrieinseln – bildete das Fundament seiner späteren Expertise in Geschichte, Sprache und Brauchtum der Region. Sein biografischer Ausgangspunkt wurde zum dauerhaftesten Thema seiner Forschung und Vermittlung.
Aufbruch in die Volkskunde: Sammlung, Feldforschung, Archivarbeit
Seit den 1970er-Jahren begann Stahl systematisch mit Aufzeichnungen zu „Leben und Arbeiten im Bergischen Land“. Er führte Interviews, sammelte Objekte, wertete Privatarchive aus und begleitete lokale Feste und Handwerkstraditionen. Diese künstlerische Entwicklung im Sinne einer angewandten Volkskunde setzte auf Nähe, Respekt und Genauigkeit: Methoden der Oral History trafen auf das Sammeln materieller Kultur und auf die Auswertung historischer Urkunden.
Seine Feldforschung verband ästhetische Details mit sozialgeschichtlichen Zusammenhängen. Er spürte den Kompositionen des Alltags nach – den Arrangements von Werkzeugen in Werkstätten, den Produktionsketten des Handwerks, den Rhythmen der Familien- und Vereinstraditionen. Aus dieser Arbeit erwuchs eine umfassende Sammlung von etwa 300 Titeln, Dokumenten und Veröffentlichungen, die die kulturelle Topografie des Bergischen Landes greifbar macht.
Das private Museum: Bühne für Alltagskultur
Gemeinsam mit seiner Frau Hilla Stahl gründete er in den 1970er-Jahren eine volks- und heimatkundliche Sammlung, die 1991 in einem privaten Museum im Dachgeschoss des eigenen Hauses eine Heimat fand. Möbel, Handwerksgeräte, Alltagsobjekte und eine bemerkenswerte Waffeleisensammlung verdichten sich dort zu einer kuratierten Erzählung der Region. Das Haus wurde zum Resonanzraum – eine akustische, visuelle und haptische Bühne, auf der die Dinge ihre Geschichten erzählen.
Besonders wertvoll sind Bestände wie Teile des literarischen Nachlasses des Heimatdichters August Kierspel sowie urkundliche Belege zur Geschichte Bergisch Gladbachs und des Bensberger Erzreviers. 2011 schenkte Stahl der Stadt Bergisch Gladbach wichtige Urkunden und Dokumente – ein Akt kultureller Großzügigkeit, der Forschung, Vermittlung und bürgerschaftliche Teilhabe erleichtert.
Methodik und Stil: Von der Werkbank zur Wissenschaft
In Stahls Arbeit verbindet sich Expertise mit anschaulicher Vermittlung. Sein Fachvokabular bleibt stets dienlich: Ob er über Genre-Übergänge zwischen Handwerksliedern, Brauchtum und regionaler Populärkultur spricht, über Komposition und Arrangement des Alltags oder über Produktion im Sinne materieller Kultur – stets steht das verständliche Erzählen im Dienst der Sache. Seine Texte und Vorträge strukturieren historische Fakten, ästhetische Eindrücke und soziale Kontexte klar und zugänglich.
Musikgeschichtlich ordnet er lokales Liedgut und Klangpraktiken in größere Linien rheinischer Kultur ein, ohne folkloristische Klischees zu bedienen. Technische Details des Bergbaus, ökonomische Bedingungen, Migration, Vereinswesen und die Rolle von Dialekten treten bei ihm als mehrstimmiges Ensemble auf – Belege für eine reflektierte, interdisziplinäre Produktion von Wissen.
Publikationen und „Diskographie“: Eine klingende Bibliothek des Bergischen
Stahl veröffentlichte zahlreiche Beiträge in den Reihen „Rheinisch-Bergischer Kalender“ und „Heimat zwischen Sülz und Dhünn“ des Bergischen Geschichtsvereins Rhein-Berg. Als Herausgeber und Redakteur wirkte er maßgeblich an der mehrbändigen Reihe „Das Erbe des Erzes“ mit, die die Bergbaugeschichte des Bensberger Erzreviers dokumentiert – ein Standardwerk für Regionalhistoriker, Museen und interessierte Laien. Diese „Diskographie“ im übertragenen Sinn ist eine klingende Bibliothek: Bände, die die tektonischen Schichten der Region öffnen, so präzise wie ein gutes Studio-Album die Klangschichten eines Ensembles freilegt.
Zu seinen Einzeltiteln gehören unter anderem ein dreiaktiges volkskundliches Theaterstück („En Danzschull en de Lierbich“, 1984) und eine biografische Monografie über August Kierspel (1997). Diese Spannweite – vom Bühnenwerk zur wissenschaftlich fundierten Biografie – zeigt Stahls Bandbreite in Komposition, Arrangement und Produktion von Wissen. Seine Beiträge zu Traditionen und Bräuchen des Rheinisch-Bergischen Kreises positionieren ihn als zuverlässigen Chronisten und kreativen Deuter.
Netzwerke und Institutionen: Autorität durch Kooperation
Stahl arbeitete eng mit regionalen Institutionen zusammen. Seine Sammlung steht in Beziehung zum LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, einem zentralen Kompetenzzentrum für Geschichte, Sprache und Alltagskultur im Rheinland. Ebenso bestehen enge Verbindungen zum Bergischen Geschichtsverein Rhein-Berg, der seine Schriftenreihen führt und vertreibt. Diese Vernetzungen unterstreichen die Autorität seiner Arbeit und die Anschlussfähigkeit an Museen, Archive, wissenschaftliche Bibliotheken und Kulturinitiativen.
Die Schenkung von Urkunden und Beständen an das Stadtarchiv Bergisch Gladbach stärkte zudem die lokale Forschung. Die Sichtbarkeit seiner Sammlungsarbeit spiegelt sich darüber hinaus im Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe: Dort wird das kulturelle Umfeld, das Stahl dokumentiert, museal erfahrbar.
Auszeichnungen und Anerkennung: Qualität, Kontinuität, Wirkung
Für sein jahrzehntelanges Engagement in Volkskunde und Regionalgeschichte wurde Herbert Stahl mehrfach ausgezeichnet. Er erhielt 1992 die Ehrennadel in Gold des Rheinisch-Bergischen Kreises. 2009 folgte der renommierte Rheinlandtaler – eine Kultur-Auszeichnung für herausragende Leistungen in der regionalen Vermittlung. 2014 ehrte ihn die Stadt Bergisch Gladbach mit der Ehrennadel in Gold. Diese Preislinie dokumentiert Kontinuität, Qualität und Wirkung seiner Arbeit im öffentlichen Raum.
Kritische Rezeption aus der regionalen Presse hob stets die akribische Quellenarbeit, die Verständlichkeit seiner Darstellung und die Nähe zur Bevölkerung hervor. Stahls „Bühnenpräsenz“ als Vortragender und Kurator seiner Sammlung schuf Vertrauen und weckte Neugier – eine seltene Synthese aus Forschungstiefe und Publikumsnähe.
Kultureller Einfluss: Identität, Erinnerung, Teilhabe
Stahls volkskundliche Arbeit stärkt regionale Identität, indem sie Erinnerungen sichert und in dialogische Formate übersetzt. Bräuche, Werkzeuge, Urkunden und Erzählungen werden so zu Medien der Teilhabe. Schulen, Vereine, Museen und interessierte Bürgerinnen und Bürger profitieren von der Zugänglichkeit seiner Sammlung und Texte. Sein Einfluss reicht in die Kulturvermittlung, in die Tourismus- und Stadtgeschichte, in die Archive – und nicht zuletzt in die Alltagsgespräche über das, was „heimisch“ bedeutet.
Gerade im Kontext des Strukturwandels bietet Stahls Werk Orientierungswissen: Es zeigt, wie (Arbeits-)Kultur Räume prägt – und wie sich diese Räume verändern. Seine Beiträge zur Dokumentation der Gruben des Bensberger Erzreviers liefern dafür das harte, geologische Fundament; seine Theater- und Bucharbeiten geben diesem Fundament Stimme, Rhythmus und Erzählung.
Gegenwart und Projekte: Kontinuität der Vermittlung
Im öffentlichen Diskurs bleibt Stahls Werk präsent: Der Bergische Geschichtsverein Rhein-Berg führt seine Reihen und Publikationen im Katalog, Museen im Rheinisch-Bergischen dokumentieren weiterhin Bergbau, Handwerk und Gewerbe, und das LVR-Institut flankiert mit Forschung und Vermittlungsformaten. Die 2011 vertraglich geregelte Übergabe von Teilen der Sammlung an das Stadtarchiv Bergisch Gladbach sowie die Einbindung weiterer Bestände in landeskundliche Institutionen sichern die Zukunftsfähigkeit seiner Arbeit.
Aktuelle Projekte im engeren Sinn sind weniger als Einzeltermine sichtbar, vielmehr als andauernde Pflege eines Wissensraums: der kontinuierliche Zugang zu Publikationen, die Erschließung von Beständen und die anhaltende Rezeption in Forschung und Bildungsarbeit. So bleibt Stahls Oeuvre ein offenes Archiv – ein Katalog, der wächst, wann immer jemand im Bergischen Land nach den Wurzeln der eigenen Kultur fragt.
Stil und Handschrift: Präzision, Nähe, Erzähldrang
Stahl schreibt und sammelt mit seltener Balance aus Präzision und Nähe. Seine Texte arbeiten mit klaren Begriffen – von Werk- und Produktionsprozessen über Brauchtum bis zu Sprachinseln – und verlieren dabei nie die Menschen aus dem Blick. Aus der Perspektive eines Kulturkritikers überzeugt er durch sorgfältige Quellenarbeit, nachvollziehbare Argumentation und eine Sprache, die historische Distanz überbrückt.
Ob er die Topographie der Paffrather Kalkmulde nachvollzieht oder den Werkalltag im Kleinen ausleuchtet: Stahls Stil bleibt rhythmisch, anschaulich, gut komponiert. Gerade deshalb ist seine „Diskographie“ an Publikationen für das Bergische Land so wichtig: Sie klingt nach – in Museen, Seminarräumen, Vereinslokalen und Familienalben.
Fazit: Warum Herbert Stahl heute wichtig ist
Herbert Stahl macht erfahrbar, wie sehr Kultur im Alltag entsteht – im Arbeiten, im Feiern, im Sprechen, im Bewahren. Er zeigt, dass regionale Geschichte nur dann lebendig bleibt, wenn Objekte, Stimmen und Dokumente zusammen erklingen. Sein Werk verbindet Erfahrung (Feldforschung, Sammlung, Vermittlung), Expertise (Volkskunde, Bergbau- und Regionalgeschichte), Autorität (Kooperationen, Schriftenreihen, Auszeichnungen) und Vertrauenswürdigkeit (belegbare Quellen, transparente Übergaben an öffentliche Institutionen). Wer das Bergische Land verstehen will, kommt an seinem Namen nicht vorbei. Appell: Erleben Sie die Region live – im Museum, im Archiv, auf den Spuren des Bensberger Erzreviers – und begegnen Sie der Alltagskultur, die Herbert Stahl so nachhaltig hör- und sichtbar gemacht hat.
Offizielle Kanäle von Herbert Stahl:
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Quellen:
- Wikipedia – Herbert Stahl
- AUGIAS.Net – Historiker vermacht Stadtarchiv Bergisch Gladbach Teil seiner Sammlung (2011)
- LVR – Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte
- Bergischer Geschichtsverein Rhein-Berg – Onlineshop (Publikationen und Schriftenreihen)
- Wikipedia – Grube David (Beleg für „Das Erbe des Erzes“ als Referenzliteratur)
- Stadt Bergisch Gladbach – Bergisches Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe
- Bürgerportal Bergisch Gladbach – Presseschau 17.2.2011 (Hinweis auf Archivübergabe/ILR)
- Wikipedia: Bild- und Textquelle
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